Hierarchie und Gehorsam
Deutsche haben üblicherweise eher Schwierigkeiten mit dem unbedingten Gehorsam,
der in asiatischen Kampfsportarten oft verlangt wird, da ihnen
anerzogen wurde, dass ein solcher Gehorsam problematisch sein kann, wie
uns dies ja überdeutlich die deutsche Vergangenheit gelehrt hat.
Aber: Taekwondo ist ein Kampfsport und birgt damit das potenzielle
Risiko von Verletzungen. Um dieses Risiko zu minimieren, müssen
bestimmte Rahmenbedingungen vorliegen. Dazu gehören beispielsweise bei
Partnerübungen und im Kampf strenge Regeln. Aber auch Hierarchie und
Gehorsam sind hier wichtig.
Man stelle sich bloß einmal vor, was passieren würde, wenn in einem
Kampf zwischen zwei Gegnern der Leiter des Trainings das Kommando zum
Abbrechen gibt und nur einer von beiden Gegnern tatsächlich aufhört zu
kämpfen.
Wenn dagegen klar ist, wer das Sagen hat, nämlich der "höhere Gurt",
also der höher Graduierte, und wenn der niedriger Graduierte dem höher
Graduierten Respekt und vollen Gehorsam entgegenbringt, kann die Gefahr
von Verletzungen in diesem Sport stark verkleinert werden.
Der höher Graduierte hat dementsprechend natürlich auch eine besondere Verantwortung und darf seine Autorität nicht missbrauchen. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn er Unmögliches vom Schüler verlangen oder gar physische oder psychische Gewalt auf ihn ausüben würde. Im Gegenteil muss der höher Graduierte sich stets seiner großen Verantwortung bewusst sein und diese auch in einer besonderen Fürsorge und Wertschätzung gegenüber dem niedrigeren Gurt zum Ausdruck bringen.
Wenn sich alle Beteiligten auf diese Rahmenbedingungen einlassen, ist Taekwondo ein Sport, der ein deutlich geringeres Verletzungsrisiko birgt als beispielsweise die meisten Ballsportarten. Der gegenseitige Respekt und die gegenseitige Wertschätzung steigern die Freude am Lernen und tragen zu einem guten Lernklima bei.